Montag, 6. März 2017

Tutorial: Note Transponieren mit Musescore in 10 min

Musescore dowloaden und installieren

Eine passende Version von Musescore zum Download findet sich unter: https://musescore.org/en/download/

Installieren mit Defaulteinstellungen und öffnen.

Quelldatei finden

Am weitesten in Netz verbreitet ist und am universellsten bearbeitbar sind Midi-Dateien mit der Datei-Endung`*.mid. In diesem Blog befinden sich im Gadget rechts "Ressourcen" viele Quellen die Midi Files enthalten.

Als Beispiel verwende ich hier ein Choral aus der Matthäus Passion, und auf einer guten Quelle,dem Choral-Wiki (cpdl.org), werde ich auch schnell fündig: http://www1.cpdl.org/wiki/index.php/Matth%C3%A4uspassion,_BWV_244_(Johann_Sebastian_Bach)

Die knuffigen gelben Lautsprecher Symbole weisen auf die Midi Files zu den Sätzen hin. Ich nehme auf Verdacht gleich alle vier mit.

Midi Files sichten

Nun das Programm Musescore öffnen, und im Menü unter Datei öffnen zum Dowloadort der Dateien browsen und das erste öffnen. Musescore erkennt Midifiles und präsentiert sofort die Note.

File Nr.  28505:
Ah, Notentext, aber zuviel Orchester, das bereinigt werden müsste. Next.

File Nr. 23388
Vierstimmig, aber kein Notentext. Zuviel Arbeit. Next.

File Nr. 05451
Bingo. Vierstimmig, ein bißchen verquer benamste Instrumente und ein Problemchen mit Umlauten, das könnte passen.

Aufräumen der Note

Zuerst speichern wir die Note im Musescore eigenen Format unter dem Namen Oh Haupt voll Blut und Wunden.mscz (Datei - Speichern als), und widmen uns den Problemchen.

 Als erstes Korrigieren wir pragmatisch das Problem mit den Umlauten. Doppelklick auf die komische Raute und ersetzen diese mit dem passenden ö.




Dann Rechtsklicken wir auf die oberste Notenzeile und Selektieren "Eigenschaften Notenzeile". Dann ersetzen wir den Text durch den dort sinnvollen "Sopran" und verfahren so mit allen vier Zeilen der Akkolade.

Anschließend markieren wir mit Shift-Taste gehalten den Anfang und das Ende der ersten Zeile und verwenden die Funktion Layout Strecken/Stauchen ({}) um die Noten sinnfällig auf die Linien zu verteilen. Ggf. kann man hier auch die Funktion Zeilenumbruch aus der Toolbox Links unter Umbrüche verwenden.

Aus der Toolbox Links wählen wir unter Schlüssel einen Tenorschlüssel und ziehen ihn einfach über den Tenorschlüssel.


Unter Hinzufügen - Text kann man Noch Titel Komponist pflegen.

Welche Aufräumarbeiten für den jeweiligen Zweck angemessen sind, ist natürlich von Fall zu Fall zu entscheiden. Denkbar wäre auch, ein Instrument Klavier hinzuzufügen und in die neu erscheinende zwei Notenzeilen die Noten aus den Unterstimmen hinein zu kopieren um einen "Klavierauszug" anzudeuten, oder alle Instrumente bis auf Sopran unter Bearbeiten Instrumente auszublenden.

Transponieren

Nun wählen wir im Menü Noten - Transponieren und setzen unseren Satz eine kleine Terz tiefer damit die Gemeinde die Melodie auch bewältigen kann. Achtung, es sollte nichts selektiert sein, damit die Funktion auf die ganze Note angewendet wird.

Damit sind wir schon fast fertig. Unter Datei-Export verhilft uns ein PDF zu unserer druckbaren Note.




Montag, 27. Februar 2017

Pur ti Miro - Claudio Montverdi


Komponist

Claudio Zuan Antonio Monteverdi (getauft 15. Mai 1567 in Cremona; † 29. November 1643 in Venedig) war ein italienischer Komponist, Gambist, Sänger und katholischer Priester. Sein Werk markiert die Wende der Musik von der Renaissance zum Barock.

Im Laufe des folgenden Jahrzehnts bringt Monteverdi die Musik soweit, “als sie ohne ihn vielleicht in einem halben Jahrhundert nicht fortgerückt wäre” (E.-L. Gerber 1790).

Historischer Kontext


1590 wurde Monteverdi an den Hof des Herzogs Vincenzo I. Gonzaga als Sänger und Violist nach Mantua bestellt, wo er 22 Jahre lang bleiben sollte.

1610 komponierte er sein heute vielleicht bekanntestes Sakralwerk, die sogenannte Marienvesper (Vespro della Beata Vergine).

Nach einem kurzen Aufenthalt in Cremona wurde Monteverdi 1613 einstimmig zum Kapellmeister des Markusdoms in Venedig ernannt

Nach dem Tod seines Sohnes, der der Pestepidemie während des Mantuanischen Erbfolgekriegs zum Opfer fiel, wurde Monteverdi zusehends krank. 1632 ließ er sich, auch unter dem Eindruck einer Pestepidemie, zum Priester weihen. Insbesondere durch die Eröffnung des ersten öffentlichen Opernhauses in Venedig im Jahre 1637 angeregt, verfasste er weitere Bühnenwerke, darunter Il ritorno d’Ulisse in patria (1641) und L’incoronazione di Poppea (1642).

Die Oper L’incoronazione di Poppea


L’incoronazione di Poppea (dt.: „Die Krönung der Poppea“, SV 308), die letzte Oper von Claudio Monteverdi, ist eines der innovativsten Werke des Komponisten und war wegweisend für die weitere Entwicklung der Gattung.

Die "Poppea" gilt als das erste Werk in der Operngeschichte, das nicht am Hofe eines Feudalherrschers, sondern für ein öffentliches Theater in Venedig entstand. Vielleicht auch ein wenig in Anlehnung an die in Venedig entstandene und gepflegte comedia del'arte finden wir in der "Poppea" zum ersten mal die Rollenstruktur, die später noch vom "Figaro" bis hin zum "Rosenkavalier" für hunderte von Opern fester Bestandteil sein sollte: Das noble Paar, dem ein lustiges Buffo-Paar als heitere Antipoden gegenüberstehen. Ein lustiger Alter und ein verliebter Page runden das Rolleninventar ab und ermöglichen die unterhaltsame Verbindung von großem Drama mit deftiger Komödie.

Der Feldherr Ottone kehrt aus dem Krieg zurück und findet vor seinem Haus die schlafenden Wachen des Kaisers Nero, der offensichtlich die Nacht mit Ottones Frau Poppea verbringt, und ist darüber wenig begeistert, wie auch Neros Gattin Ottavia. Nero ist ungehalten darüber, dass sein Erzieher Seneca gegen seinen Plan steht, Ottavia zu verstossen, um Poppea zu heiraten. Seneca nimmt sich auf Befehl des Kaisers das Leben.

Ottavia hingegen hat mit Seneca ihren letzten Beistand verloren und will den zaudernden Ottone dazu nötigen, Poppea, in Frauenverkleidung zu töten. Seine Geliebte Drusilla soll ihm dazu die Kleider leihen. Als Ottone sich in Drusilla's Kleidern der schlafenden Poppea nähert, erscheint Amor aus dem Himmel und rettet die Bedrohte, die glaubt, Drusilla habe sie töten wollen. Ottone kann unerkannt entkommen.

Drusilla sieht mit Freude ihrer Vereinigung mit Ottone entgegen, wird aber des Mordversuchs an Poppea bezichtigt und festgenommen. Als sie Nero vorgeführt wird, bekennt sie sich zu der Tat, um Ottone zu schützen. Kurz danach steht Ottone selbst vor dem Kaiser und gibt sich als der wahre Täter zu erkennen. Nero verfügt die Verbannung für Ottone, die ihm allerdings durch die Begeleitung Drusilla's ein wenig versüßt wird. Auch Ottavia wird aus Rom verwiesen. Damit sind alle Hürden für die Krönung Poppea'a aus dem Weg geräumt - und nun ja die Liebe triumphiert. Nerone und Poppea singen eines der berührendsten Liebesduette der gesamten Operngeschichte.



Pur ti miro


Nerone e Poppea

  Pur ti miro, Pur ti godo,
dich nur anschauen,  dich nur genießen
  Pur ti stringo, Pur t’annodo,
dich nur festhalten, dich nur umschlingen,
  Più non peno, Più non moro,
desto weniger verliere ich, desto weniger sterbe ich,
 O mia vita, o mio tesoro.
o mein Leben, o mein Schatz
Poppea

  Io son tua ...
Ich bin Dein …
Nerone

  Tuo son io ...
Dein bin ich..
Nerone e Poppea

  Speme mia, dillo, dì,
Meine Hoffnung, sag es, sag
  Tu sei pur, speme mia
du bist doch, meine Hoffnung,
  L’idol mio, dillo, dì,
bist mein Abgott, sag es, sag,
  Tu sei pur, Sì, mio ben,
du bist Doch, ja, mein Liebstes,
  Sì, mio cor, mia vita, sì.
ja, mein Herz, mein Leben, ja!
  Pur ti miro, […]
Doch dich anschauen [...]

Video

https://www.youtube.com/embed/6eA7aDYflc4
https://www.youtube.com/embed/4pjXfChGWds

Note:

http://imslp.org/wiki/L'Incoronazione_di_Poppea,_SV_308_(Monteverdi,_Claudio)

Übe Link

https://www.8notes.com/scores/17438.asp

Samstag, 28. Januar 2017

Meine Seel erhebt den Herren (BWV 10)

Meine Seel erhebt den Herren (BWV 10) ist eine Kirchen-Kantate von Johann Sebastian Bach 1724 in Leipzig. Sie beruht nicht auf einem Choral, sondern auf dem Gregorianischen Gesang Magnificat.

Die vorgeschriebenen Lesungen für den Festtag waren Jes 11,1-5 LUT, die Verheißung des Messias, und Lk 1,39-56 LUT, der Besuch von Maria bei Elisabet, wo sie ihren Lobgesang anstimmt, das Magnificat. Ein unbekannter Dichter legte das Deutsche Magnificat seinem Text zugrunde und ergänzte es um die Doxologie, wie sie in Vespergottesdiensten die Gesänge abschließt. Bach benutzte nicht nur den Text des Magnificat, sondern auch dessen traditionellen 9. Psalmton des Gregorianischen Chorals, der in Leipzig in der Vesper regelmäßig im Satz von Johann Hermann Schein gesungen wurde. Der Dichter behielt einige Verse des Magnificat wörtlich bei, 46–48 für Satz 1, 54 für Satz 5, und die Doxologie für Satz 7. Er dichtete Vers 49 für Satz 2 um, 50–51 für Satz 3, 52–53 für Satz 4, und 55 für Satz 6, ergänzt um einen Hinweis auf die Geburt des Heilands.

Bach hatte bereits das lateinische Magnificat im Vorjahr gesetzt und es, angereichert mit vier weihnachtlichen Einlagesätzen, in der Weihnachtsvesper aufgeführt.[1]
Er führte die Kantate noch einmal um 1740 auf.

Die Kantate ist gesetzt für vier Solisten, Sopran, Alt, Tenor und Bass, vierstimmigen Chor, Trompete, zwei Oboen, zwei Violinen, Viola und Basso continuo. Die Trompete dient ausschließlich der Verstärkung des cantus firmus und war möglicherweise eine tromba da tirarsi, eine Zugtrompete.

Coro: Meine Seel erhebt den Herren
Aria (Sopran): Herr, der du stark und mächtig bist
Recitativo (Tenor): Des Höchsten Güt und Treu
Aria (Bass): Gewaltige stößt Gott vom Stuhl
Duetto (Alt, Tenor) e Choral: Er denket der Barmherzigkeit
Recitativo (Tenor): Was Gott den Vätern alter Zeiten
Choral: Lob und Preis sei Gott dem

Der Eingangschor beginnt mit einer instrumentalen Einleitung, die vom Psalmton unabhängig ist. Die Violinen, verdoppelt von den Oboen, spielen im Trio mit dem continuo, die Viola füllt die Harmonie. Die Choralphantasie ist "vivace" überschrieben, ihr Hauptmotiv steht für Freude und wird in aufsteigender Bewegung entwickelt. Der Chor setzt nach zwölf Takten ein mit dem cantus firmus im Sopran, von der Trompete verstärkt, während die tiefen Stimmen in freier Polyphonie Motive der Einleitung aufnehmen. Bach behandelt den zweiten Vers ähnlich, doch liegt nun der cantus firmus im Alt, da der Text "Denn er hat seine elende Magd angesehen" von der Niedrigkeit spricht.[ Der Satz schließt mit einem Chorsatz ohne den cantus firmus, eingebettet in die Musik der Einleitung, die damit den Satz rahmt.

Die Sopran-Arie ist ein Konzert der Stimme mit den Oboen, begleitet von den Streichern. Das folgende Rezitativ leitet als Arioso zur Bass-Arie über, die nur vom continuo begleitet wird. In Satz 5 kehrt der Text zum Deutschen Magnificat zurück, und in der Musik erklingt wieder der Psalmton, diesmal instrumental in den Oboen und der Trompete, während Alt und Tenor imitierend duettieren. Bach schrieb diesen Satz später um als einen seiner Schübler-Choräle, BWV 648. Das Rezitativ, das Gottes Verheißung an die Vorväter anspricht, beginnt secco, doch auf die Worte „Sein Same musste sich so sehr wie Sand am Meer und Stern am Firmament ausbreiten, der Heiland ward geboren“, setzen die Streicher ein und geben der Erfüllung der Verheißung Nachdruck. Im letzten Satz sind die beiden Verse der Doxologie vierstimmig auf den Psalmton gesetzt, von allen Instrumenten colla parte begleitet.

Note
http://imslp.org/wiki/Meine_Seel_erhebt_den_Herren,_BWV_10_(Bach,_Johann_Sebastian)

Chorübefiles

Dienstag, 3. Januar 2017

Mein DeepBach Projekt (Teil 1)


Aufmerksam wurde ich auf das Thema DeepBach durch den folgenden Artikel im MIT Technology Review:

https://www.technologyreview.com/s/603137/deep-learning-machine-listens-to-bach-then-writes-its-own-music-in-the-same-style/

Und von dort aus zu diesem Papier:

DeepBach: a Steerable Model for Bach chorales generation, Gaëtan Hadjeres, François Pachet
https://arxiv.org/abs/1612.01010.

Hadjeres und Pachet stellen einen Deeplearning Modell vor, basierend auf neuronalen Neuronalen Netzen um aus Melodien 4-stimmige Choralsätze zu automatisch generieren, die "wie Bach" klingen.

Bach hat viele dieser 4-stimmigen Choral-Sätze auf Kirchenliedmelodien geschaffen und dabei immer ähnliche kompositorische Methoden verwendet. Der Text sollte transportiert werden und klar verständlich sein, weshalb alle Stimmen die Silben zur selben Zeit singen, es ist also homophone Musik. Die harmonischen Bewegungen sind aber so charakteristisch, das auch ein musikalischer Laie wie ich, einem Choral diesen Bachklang anhört, selbst wenn ich es nicht erklären kann.

Das eigentliche Problem, des Komponierens ist die wechselseitige Abhängigkeit der "Harmonischen Geschichte" die erzählt wird, durch die Alteration, die die vier Stimmen durchlaufen und die musikalische Eigenständigkeit und Lebendigkeit jeder einzelnen Stimme. Wie Bach das gemacht hat fasziniert mich immer wieder aufs Neue. Der Schmerz der Abwesenheit dieser Kunstfertigkeit kennt jeder Chorsänger heute bei Sätzen in denen die Altstimme z.B. manchmal viele Takte lang auf einem Terzton einschläft.

Sie haben dazu Ihr Modell "DeepBach" mit 389 Bachchorälen trainiert. Ihr Ansatz ist agnostisch, was meint, das hier nicht einer mathematische Repräsentation harmonische Satzregeln abgebildet werden oder dem Programm erklärt wird was eine Engführung ist oder das Quintparalellen böse sind, sondern neuronale Netze hören einfach zu wie Kinder, und erkennen dann - "das ist Bach", so wie ich es auch tue. Und das Modell setzt es dann auch noch um und macht aus einer Melodie einen Bach-Style-Choral.

In diesem Youtube wurde Deepbach die Melodie ”Wer nur den lieben Gott läßt walten” von Georg Neumark (1641) zugeworfen, die Johann Sebastian Bach  bekanntlich in einem Choral (BWV 434) bearbeitet hat, um DeepBach am Original zu messen.



Das ist eine völlig übliches Vorgehen des Deeplearning, die Qualität eines Modells an Echtdaten zu messen.

https://www.youtube.com/embed/QiBM7-5hA6o

Wer möchte kann auch diesen Test von den Autoren machen, den Sie verwenden um die Güte anhand von vielen musikalische Ohren zu quantifizieren:
http://www.flow-machines.com:3010/

Mich interessiert mehr, es selber auszuprobieren.

Samstag, 26. November 2016

Der Tod Jesu, Carl Heinrich Graun



Seit ihrer Berliner Uraufführung 1755 zählte Carl Heinrich Grauns „empfindsame“ Passionskantate "Der Tod Jesu" auf ein Libretto Karl Wilhelm Ramlers lange Zeit zu den meistaufgeführten Werken dieses Genres. Noch bis Ende des 19. Jahrhunderts konnte sie sich im Repertoire zahlreicher Oratorienvereine und Singakademien (allen voran der Berliner Sing-Akademie) behaupten, oft gleichberechtigt neben Bachs oratorischen Passionen, die ihr in der 2. Hälfte des Jahrhunderts schließlich den Rang abliefen.

Dieses Werk hat sich nicht nur größter Beliebtheit erfreut, es muss auch genau den Vorstellungen von religiöser Musik entsprochen haben. Die Zuhörer haben sich offenbar auch mit dem Text identifiziert. Die religiösen Textaussagen deckten sich mit der Frömmigkeit des Publikums.

Es ist interessant zu erfahren, dass die Begeisterung der Zuhörer in der musikalischen Fachpresse häufig unterschlagen wurde. Die Kritiker nehmen eine ablehnende bis polemische Haltung ein. Sie äußern Mängel an religiösem Tiefgang des Textes und an musikalischer Qualität. Das Werk "steht im Ganzen auch künstlerisch unter unserer Zeit", so urteilt der Redakteur A. B. Marx von der Berliner Allgemeinen Musikalischen Zeitung (Jg. 1. 1824, 154).


Es sei ein Beispiel für "Simplizität", die dem Geschmack des einfach strukturierten Publikums entgegenkommt.
Bei einem Vergleich mit Bachs "Matthäuspassion" erscheint 1855 einem Rezensenten "Der Tod Jesu" von Graun "wie eine hübsche Dorfkirche neben dem Kölner Dom". (Neue Berliner Zeitung, Jg. 9, 1855, 134). Und Moritz Hauptmann, der Leipziger Thomaskantor und Musiktheoretiker, urteilt 1872 kritisch: "Ich kann mir soviel aus diesem Opus gar nicht machen. Ich mag eben das kraftlose weinerliche Klagen über das Leiden Christi nicht; dafür ist er doch wahrlich nicht gestorben, daß wir so schneidermäßig jammern sollen." (Euterpe 1872, 136).

Nach 1900 schenkte man Grauns Werk keine Bedeutung mehr. 1970 sendete der NDR eine Aufnahme.

Die Texte zu Grauns Passionskantate, einer freien Nachdichtung der Leidensgeschichte Jesu, schrieb Carl Wilhelm Ramler (1725-1798), Dichter und Schauspieldirektor in Berlin. Er hatte ein Textbuch geschaffen, das exemplarisch den Stil der damals aufkeimenden "Empfindsamkeit" widerspiegelt. Die "Empfindsamkeit" ist eine Geisteshaltung und literarische Geschmacksrichtung der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Der Begriff "empfindsam" wurde als Übersetzung des englischen ‚sentimental’ eingeführt. Gott wird gefühlsmäßig erfahren; es herrschen fromme Seelenregungen und ein Gefühlskult vor. Das Gefühl wird regelrecht genossen, wie das Mitleid, die Tränen. Deutlich wird das im Rezitativ Nr. 12, da ist von Mitleid, Wehmut und Tränen die Rede, mehrfach von Schmerz in Rez. Nr. 22. Ramler schafft einen "lyrischen Bericht" ohne "redende Personen".

Religiosität wird im Laufe des 18. Jahrhunderts von einer heilsgeschichtlichen Realität zu einer Angelegenheit des persönlichen religiösen Gefühls.

Die Choräle schrieb Carl Heinrich Graun im schlichten vierstimmigen homophonen Satz. Die Choralstrophen stammen größtenteils aus älteren Kirchenliedern. 5 Chorälen liegen altbekannte Melodien zugrunde. Grauns "Tod Jesu" beginnt mit der Choralmelodie "O Haupt voll Blut und Wunden". Der Komponist startet so mit einem Motiv der Vertrautheit. Die Zuhörer assoziieren damit auf Anhieb den Passionsgedanken.

(http://www.lieder-archiv.de/o_haupt_voll_blut_und_wunden-notenblatt_300770.html)

Der Choral Nr. 11 "Ich will von meiner Missetat zum Herren mich bekehren" ist eine Art Sündenbekenntnis, gesungen auf die bekannte Melodie "Es ist gewißlich an der Zeit" , mit der Melodie von Martin Luther.

Der Choral Nr. 15 "Ich werde dir zu Ehren alles wagen" ist die 9. Strophe des Passionsliedes "Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen" von Johann Crüger.

Der Choral Nr. 21 "Wie herrlich ist die neue Welt" wird gesungen auf die Melodie von Philipp Nicolai "Wie schön leuchtet der Morgenstern".

Der letzte Choral in Grauns "Tod Jesu", Nr. 24 "Ihr Augen weint", wird auf die Melodie des alten Passionsliedes "O Traurigkeit, o Herzeleid" gesungen.
(Quelle: http://www.studentenkantorei.de/graunkpl.htm)

Interessant:
Nach historischer Praxis werden die Choräle zu dieser Aufführung vom Publikum mitgesungen.

Note
http://imslp.org/wiki/Der_Tod_Jesu,_GraunWV_B:VII:2_(Graun,_Karl_Heinrich)

Chor Übe Files


Amazon Hörproben
https://www.amazon.de/Carl-Heinrich-Graun-Tod-Jesu/dp/B0000E32VY
https://www.amazon.de/Graun-Tod-Jesu-Arcis-Vocalisten/dp/B00RCE7Y6A

Video Playlist
https://www.youtube.com/playlist?list=PLeAR5HdXM5Izum8SIWOn6MtwO6DxgFIAR

https://www.youtube.com/embed/F09ACAWvKKc

Video


https://www.youtube.com/embed/EKJnkHeDPBo



Passio Christi Secundum Mattheum, Kühnhausen


Es gibt das Projekt dieses Werk als 4-stimmiges Laien Ensemble in 2017 in kleinem Kontext aufzuführen.

Johann Georg Kühnhausen (* 1640; † 1714 in Celle)[1] war ein deutscher Musiker und Komponist des Barock.
Von 1661 an war er in Celle als Hofmusiker und Sänger der Hofkapelle des Fürstentums Lüneburg tätig. Während dieser Zeit hatte er auch das Amt des Stadtkantors von Celle inne.
Kühnhausens einziges erhaltenes Werk ist die um 1700 entstandene „Passio Christi secundum Matthaeum“. Diese Passion ist ein Werk für vierstimmigen Chor, Solostimmen (Sopran, Tenor und Bass) und Generalbass. Gerade die geringe Instrumentierung hebt die Passion von vergleichbaren zeitgenössischen Werken ab. Gleiches gilt auch für den Verzicht auf die Beisetzung Jesu, die in den meisten Passionen inbegriffen ist. Der Evangeliumstext wird nur durch wenige Choräle unterbrochen. Dabei kommt dem mehrfach auftauchenden Choral „Jesu, meines Lebens Leben“ von Ernst Christoph Homburg, dessen Melodie vom Celler Hoforganisten Wolfgang Weßnitzer stammt, besondere Bedeutung zu.


Note:
http://imslp.org/wiki/Passio_Christi_Secundum_Matthaeum_(K%C3%BChnhausen,_Johann_Georg)

Übefiles


Video:
https://www.youtube.com/embed/Mbks8NTWaq0 

Freitag, 25. November 2016

Nun kommt der Heiden Heiland BWV 61


Geplant für den 11.12 in Poppenbüttel unter Samuels Leitung ist die Bachkantate 61 Nun komm, der Heiden Heiland (BWV 61). Es ist eine Kirchenkantate von Johann Sebastian Bach. Er komponierte sie 1714 in Weimar für den 1. Advent, den 2. Dezember 1714.

Bach schrieb die Kantate im Jahr seiner Ernennung zum Konzertmeister am Hof von Johann Ernst von Sachsen-Weimar für den 1. Advent und führte sie am 2. Dezember 1714 in der Schlosskirche erstmals auf. Die vorgeschriebenen Lesungen waren Röm 13,11–14 LUT und Mt 21,1–9 LUT, der Einzug Jesu in Jerusalem. Der Textdichter Erdmann Neumeister übernimmt die erste Strophe von Martin Luthers Nun komm, der Heiden Heiland, dem Hauptlied des 1. Advent, für den Eingangschor und benutzt als Schlusschoral den Abgesang der letzten Strophe von Philipp Nicolais Wie schön leuchtet der Morgenstern. Der dritte Satz enthält die Bitte um ein „selig neues Jahr“, da mit dem ersten Adventssonntag das neue Kirchenjahr beginnt. In Satz 4 zitiert Neumeister aus Offb 3,20 LUT „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir“. Der Dichter verbindet die Motive vom Einzug Jesu in Jerusalem und seiner Wiederkunft (aus der Offenbarung) mit der persönlichen Bitte um den Einzug in das Herz des Glaubenden.
Bach führte die Kantate in seinem ersten Jahr in Leipzig am 28. November 1723 erneut auf.

Die Kantate ist wie andere Kantaten aus Weimar klein besetzt mit drei Solisten, Sopran, Tenor und Bass, vierstimmigem Chor, zwei Violinen, zwei Violen und Basso continuo.
  1. Coro: Nun komm, der Heiden Heiland
  2. Recitativo (Tenor): Der Heiland ist gekommen
  3. Aria (Tenor): Komm, Jesu, komm zu deiner Kirche
  4. Recitativo (Bass): Siehe, ich stehe vor der Tür
  5. Aria (Sopran): Öffne dich, mein ganzes Herze
  6. Choral: Amen, Amen, komm du schöne Freudenkrone
Note:
http://hz.imslp.info/files/imglnks/usimg/f/f7/IMSLP24231-PMLP03821-bwv061.pdf

Chor Lern Ressource:
http://www.cyberbass.com/Bach_Cantata_Project/BWV_061_080/bach_BWV061.htm
http://www.suzumidi.com/eng/bach6.htm

Ressourcen:
http://www.bach-cantatas.com/BWV61.htm

Eigene Ressourcen:


Werkseinführung:

https://www.youtube.com/embed/Wk6C17T0sMQ