Samstag, 1. Februar 2025

Tabletts für Chorsänger - woher kommen die Noten?



Meist werde ich als erstes gefragt: "Wenn ich auf ein Tablett umsteige, muss ich denn die Noten nochmal digital kaufen?

Nein, ich zumindest habe bisher immer freie Noten gefunden. Aber man kann, wenn es sich um Urheberrechtlich geschütztes Material handelt. Die einschlägig verdächtigen Anbieter wie Bärenreiter, Carus oder Peters verkaufen in ihren Onlineshops die selben Klavierauszüge in digitaler Form und man bekommt direkt PDF-Dateien, oder über den Umweg einer proprietären App aus der man dann aber PDFs exportieren darf.

PDF ist der Goldstandard oder auch der kleinste gemeinsame Nenner wenn es um Noten auf dem Tablett geht. 

Dieser Artikel wird sich also erstmal um Noten im  PDF-Format kümmern. Wo man sie herbekommt, und wie man sie bearbeitet, um sie sinnvoll in der Chorprobe verwenden zu können.

Quellen für freie Noten

Als Chorsänger in einer Kantorei finde ich die meisten Noten auf den folgenden Portalen:

Es gibt natürlich noch mehr Quellen, aber darüber stolpert man wenn man Werkbezeichnungen einfach googelt.

Vorbearbeitung von PDFs

Skalierung

Diese Noten haben oft sehr breite Ränder, da sie aus Scans von Papiernoten entstanden sind, was auf einem Tablett eben viel Anzeigefläche verschwendet, weil das Tablett ja selbst noch einen Rand hat der sich dazu addiert. Verwendet man ein Tablett, das kleiner A4 (13.3'') wie z.B. einen Kindle Scribe, werden die Noten selbst dann auch noch kleiner dargestellt, was zu einem Problem werden kann. Manche Tabletts bzw. die Apps, die man zur Darstellung verwendet haben dafür "Crop"-Funktionen, aber eben nicht alle. Weshalb ich diesen Bearbeitungsschritt auch auf dem PC vollziehe.





    

















Dazu drucke ich das PDF noch einmal in ein PDF und setze die Skalierung so, das nur ein minimaler Rahmen entsteht.

Bookmarks

Die wichtigste Arbeit an Noten, die aus mehr als zwei Nummern bestehen sind Bookmarks, damit man in dem Dokument navigieren kann. Das ist eine Standardfunktionalität von PDF Dateien und kann mit den meisten PDF-Reader erledigt werden. (PDF-Editor ist nicht notwendig.) Ich verwende dazu Foxit-PDF Reader, ein kostenfreies Tool. Ich stelle mich auf die Seite jeder Nummer und füge ein Bookmark (deutsch "Lesezeichen") hinzu. 

Alle diese Bearbeitungen vollziehe ich am PC, und nicht auf dem Tablett - viel zu frickelig. 

Oft tritt der Fall ein, das beispielsweise in der Probe aus Carus Noten Matthäuspassion gesungen werden soll - aber genau diese Version online in den genannten Portalen nicht zu bekommen ist, sondern nur beispielsweise Petersen. Carus nummeriert aber nach NBA (neue Bach Ausgabe) während Petersen die Nummerierung nach BWV (Bach Werkverzeichnis) vornimmt. Es gibt zwar Referenztabellen auf Wikipedia aber das ist normalen Proben-Ablauf so nicht zu handhaben, vielleicht noch mit einer ausgedruckten Referenzliste in der dritten Hand. Ich gehe daher so vor, wie in dem Screenshot zu sehen:





























In meiner Lesezeichenliste nummeriere ich nach NBA auch wenn die Nummer dann in der Note eine andere ist. ggf. trage ich die NBA Nummer noch in blau zusätzlich als Annotation in die Note.

Außerdem setze ich auch Buchstaben, wenn sie in der Probe verwendet werden noch als Unter-Bookmark, wie hier bei Nummer 30 zu sehen.

Taktzahlen

Bekommt man einen Klavierauszug dann von in dem Fall Carus von einem Mitsänger in die Hände, trage ich auch Taktzahlen ein, so wie sie in der Note, die angesagt ist gesetzt werden.

Komprimierung

Nach der Bearbeitung sollte auch nochmal die Dateigröße gecheckt werden. Abhängig von der Größe des Speichers des Tabletts kann es schnell mal eng werden.

Dazu verwende ich die Funktion PDF komprimieren von PDF24. Das geht online als auch offline. Das Tool ist kostenlos.

Die im Screenshot verwendete Matthäuspassion ist damit von ursprünglich 24MB auf 12 MB also 50% zusammengeschrumpft.

Selber Scannen

Manchmal findet man auch nichts passendes und muss selber scannen. 

Verstoße ich damit gegen das Urheberrecht?
Noten von Komponisten, die vor mehr als 70 Jahren verstorben sind, sind nicht mehr Urheberrechtlich geschützt, auch wenn Verlage das gerne anders sehen würden. Ausnahme sind besondere Ausgaben, die man an einem längeren Vorwort eines Musikwissenschaftlers erkennt, und die neue Erkenntnisse der Forschung enthalten. Für diese hat der Verlag ein Schutzrecht.

Im Zweifel, eine digitale Ausgabe beim Verlag erwerben. ;-)

Für das Scannen von älteren, vergriffenen und legal zu kopierenden Noten habe ich einen Flachbettscanner, der auch dicke Bücher gut verarbeiten kann, ohne das unangenehme Schattenwürfe in der Mitte entstehen.

Smartphone Scanner

Auf meinem iphone verwende ich Office Lens, für den schnellen Scan unterwegs. Zu beachten ist, das man den Filter Dokument anschließend auf alle Seiten anwendet, der schonmal die Schatten der eigenen Hand und Krümmungen des Papiers (weitgehend) herausrechnet.

Scan Tailor

Diese Scans müssen nachbearbeitet werden, um verzogenen Seiten gradezuziehen. Dafür verwende ich ein recht altes kostenfreies Tool namens Scan-Tailor. Es entfernt auch Schatten und erlaubt ein Einstellen eines schmalen Randes. Auch gedrehte Seiten, oder Wellen im Papier können damit herausgerechnet werden.


Musescore

Manchmal ist es auch eine Option Noten selbst zu erstellen. Dazu verwende ich das opensource Notensatzprogramm Musescore, Mit einem Pro Account kann man auf dem Musescore Portal seine eigenen Noten auch bereitstellen. Das Herunterladen für Dritte erfordert allerdings auch einen Account.

Noten kann man damit selbst erstellen und "from Scratch" eingeben auf der Computertastatur. In vielen Fällen importiere ich aber vorhandene .midi Dateien oder .mxl Dateien, die auf 
zu finden sind und bearbeite diese nach. Das wird aber noch ein weiterer Artikel. Musescore kann aber auch zu üben verwendet werden.

Wie kommen die Noten aufs Tablett?

Diese Frage behandle ich in folgenden Artikeln für die verschiedenen Tablets, die ich verwendet habe, werde deren Vor- und Nachteile diskutieren.

Manchmal muss man eine Cloudverbindung nutzen wie beim Ipad und manchmal kann man eine Mail schreiben an das Tablett schreiben oder ein proprietäres Tool benutzen wie bei Kindle Scribe,


Die folgenden Tablets werde ich in einem folgenden Artikel behandeln:
Die hier hinterlegten Links, zeigen wo verfügbar auf jeweils gebrauchte, "refurbed" Artikel aber zertifizierte und mit Garantie versehene Geräte, die ich wegen Nachhaltigkeit und Preis bevorzuge.

Ich habe keine "Affiliate"-Links verwendet und verdiene nichts an den gesetzten Links.

Speziell für das Fujitsu Quaderno weise ich daraufhin, das in google ganz oben ein Shop
https://fujitsuquaderno.com/ erscheint, von dem andere Musiker-Tablett-Tester wegen schlechter Erfahrung abraten. Es handelt sich nicht um einen Shop von Fujitsu, auch wenn es den Eindruck erweckt. Alternativ ist für das Produkt ein Ebay Seller genannt, mit dem gute Erfahrungen berichtet wurden.

Ich werde auch die jeweiligen Apps beleuchten, für IOS
  • ForScore 
    (nicht kostenfrei, aber mein Favorit wegen der Sprungmarkenfunktion)
  • PiaScore
    (kostenfrei)
und für Android
Für die Android Apps ist zu bemerken, das nicht alle diese Apps auch auf Tabletts mit Android als Betriebsystem unterstützt werden. Anbieter wie PadMu oder Fujitsu bedienen sich zwar des Betriebssystems, haben auf der Basis aber eine proprietäre Oberfläche gebaut und eröffnen nicht die Möglichkeit andere Apps aufzuspielen.



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