Freitag, 16. September 2016

Musescore Tutorial für Chorsänger

Was ist Musescore und wie kann ich es zum üben verwenden?

Musescore ist ein openSource Notensatzprogram und kostenfrei. Natürlich kann man damit auch selber Notenblätter erstellen und ausdrucken, für den Chorsänger sind aber andere Funktionalitäten interessant. Für viele Chorwerke gibt es im Web Midi Files in denen auch Liedtext bereits enthalten ist und die direkt in Musescore geladen werden können.

Die Schritte sind überschaubar:
  • Ausblenden der Orchesterinstrumente bis auf das Continuo,
  • Herunterregeln der Lautstärke für andere Stimmen,
  • Heraufregeln der Lautstärke für die eigene Stimme,
  • Wählen des Midi Instruments für die eigene Stimme
  • Abspeichern und im eigenen Musescore Account als "privat" onlinestellen.
  • Mit der Musescore HandyApp einmal in eigene Partituren wechseln, die Note auswählen und herunterladen.


Zum Üben kann dann die Geschwindigkeit / Lautstärke der einzelnen Stimmen in der HandyApp mit einem Schieberegler stufenlos einstellen. Bei Bedarf ein Metronom dazu einstellen, oder auch die Tonart transponieren, was nur bei Solostücken relevant ist.

Besonders interessant ist auch die Loop-Funktion: Durch Antippen zweier Tackte wird ein Loop definiert der dann endlos gespielt wird. Ich verwende diese Funktion häufig bei für mich schwierigen Koloraturen oder Verzierungen.

Es ist auch möglich aus der PC Applikation direkt den vor konfigurierten Track als MP3 zu exportieren und so aufs Handy zu übertragen - und sich so die eigene Chorübe-CD selbst zusammenzustellen. Tracks mit allen Stimmen außer der eigenen gehen natürlich auch.

Für solistische Absichten im Familienkreis ist damit natürlich genau so einfach eine Klavierbegleitung herzustellen, in dem man ggf. auch noch die eigenen Töne in der Klavierbegleitung versteckt. :-) Für öffentliche Absichten ist das natürlich nicht zu verwenden, da Midi immer mechanisch, statisch und unlebendig im Puls wirkt.

Musescore herunterladen


Midifiles in Musescore laden und bearbeiten

Für die Marienvesper habe ich verschiedene Quellen gefunden, die ich hier mal aufführe, weil es ganz gute Quellen sind:
  • http://imslp.org/wiki/Vespro_della_Beata_Vergine,_SV_206_(Monteverdi,_Claudio)
    (Die Petrucci Music Library, eine meiner wichtigsten Quellen hier nur mit dem Lauda Jerusalem Dominum vetreten)
  • http://www.learnchoralmusic.co.uk/Monteverdi/Vespers-1610/vespers-1610.html
    (Sehr gut für Chormusik sortiert, hat für dieses Werk leider keinen Text in den Midi Files)
  • http://www.classicalarchives.com/midi/composer/3032.html
    (eher eine Fundgrube für einzelne Arien und hat nur ein Bruchstück: Domine ad adiuvandum)
  • http://www.medieval.org/emfaq/anaigeon/pren_mus.html
    (eine nette französische Quelle für Renaissance Musik, allerdings nur mit Bruchstücken dem Domine in Adjuvandum und Duo seraphim clamabant)
Diesmal war die beste Quelle das Free Choral Wiki - eine ausgezeichnete Quelle gemeinfreier Chormusik: http://cpdl.org/wiki/index.php/Vespro_della_Beata_Vergine_(Claudio_Monteverdi).

Von dort wurde ich zur eigentlichen Quelle, der Seite des nicht-professionellen Musikers John Kilpatrick, Chorsänger der sich mit dem Nachbau und Restauration historischer Tasteninstrumente wie Dulcitone beschäftigt und auch als Komponist arbeitet und Musik über das Choral Wiki frei verteilt: http://www.johnkilpatrick.co.uk/music/1610/

Nach dem Öffnen des heruntergeladenen  Midi Files  V02-Dixit-score.mid in Musescore zeigt sich eine völlig überfüllte Partitur Seite, denn der komplette Orchestersatz verbirgt sich in dem File, aber ein Blick in die letzte Zeile belohnt uns mit einem Stück Text. Midi Files sind ein im Netz häufig anzutreffendes Austauschformat für Musikdateien in dem auch Text enthalten sein kann. Es handelt sich um abstrakte Meta-Informationen über die Noten, die Dynamik, Instrumente und diese werden vom abspielenden Programm aus seiner Bibliothek mit synthetischer Musik dann befüllt, weshalb Midi Files je nach Programm eben anders klingen können.

Für unsere Zwecke ist das aber viel zu viel Information. Je nach Stück kann man sich hier entscheiden alle Instrumente hinauszuwerfen, bis auf eine ausgezeichnete Basso Continuo Spur, die beim Lernen als harmonische Stütze dient. Nun öffnen wir das Mischpult (Menue Ansicht) um die Instrumente  in der Lautstärke herunter zu regeln relativ zu den Chorstimmen.
Anschließend diese dann erstmal unter Bearbeiten -> Instrumente aus der Partitur zu werfen, in dem der Haken unter "sichtbar" entfernt wird.
Nach dem Bestätigen bleibt eine deutlich übersichtlichere Partitur über, die man sogar auf dem Handy anschauen kann.

Ob man die Bassflöte, die hier als Continuo gekennzeichnet wurde optisch sichtbar lässt, ist Geschmackssache. Der Basso Continuo bildet das harmonische Gerüst in der Barockmusik, und lässt mich leichter die Tonart und Grundton erfassen.

An dieser Stelle setze ich oft auch schon die Geschwindigkeit herunter, sichtbar durch eine Viertelnote = 132, denn die ist zum Lernen meist zu hoch, ein Doppelklick läßt einen die Zahl ändern.

Nun öffnen wir das Wiedergabepult (Menue Ansicht) und suchen erstmal den Abspiel-Knopf um unser Werk mal anzuhören.

Hier sieht man auch schon die Funktionen, die hinterher in der HandyApp auch zur Verfügung stehen:
  • Tempo
  • Laustärke
  • Play
  • Rewind
  • Dirigentenknopf: Zählt einen Takt vor Beginn an
  • Metronom
  • Loop Klammern, mit denen man eine bestimmte Taktsequenz als Schleife (Loop) definiert
  • Schleifenwiedergabe
Sagen mir Tempo und Lautstärke Balance zu, regele ich meine eigene Stimme meist bis auf Anschlag hoch. Geschmackssache ist auch für die eigene Stimme ein abweichendes Instrument einzustellen. Vokalstimmen werden meist von dem Instrument "Choir Aaahs" abgebildet, eine synthetisch erzeugten, den Vokal A singenden Stimme nachempfunden. Speziell bei vielen kurzen Tönen führt das aber zu einem verwaschenen Höreindruck, so das ich dort meist ein Klavier wähle. Für Altlagen habe ich auch schon Oboe benutzt, weil sie längere Töne besser abbildet. Aber da muss man herausfinden was einem am Besten zusagt.

Dann sind wir auch schon so weit unser Werk in die "Cloud" zu schieben, um sie aufs Handy zu schubsen.

Musescorefiles im eigenen Account online stellen

Unter https://musescore.com/ kann man sich einen eigenen kostenfreien Account erstellen und dort seine Partituren hochladen. Der freie Account ermöglicht einem das Hochladen von 5 Partituren, die 6. läßt die erste außer Sicht verschwinden. Gegen Entgeld kann man diese Begrenzung aufheben, das ist aber gar nicht nötig, weil wir die Stücke ja nachdem sie online auf das Handy heruntergeladen sind im Musescore wieder löschen können. Effizient ist es also hier die Stücke in Fünfer-Blöcken auf sein Handy zu holen und dann online zu löschen.

Im Menue "Datei"  unter "online Speichern" öffnet sich dann das Hochlade-Fenster:

In diesem Fall habe ich die Partitur privat geflagged. Das man Sinn, ist man sich der Rechtelage nicht sicher. In diesem Fall wäre es nicht mal nötig, da wir ja ein neues Arrangement einer gemeinfreien Note erstellt haben. Oben muss man einmalig seinen Usernamen/Passwort eingeben, Musescore merkt sich das dann. Nach Betätigen des Speichern Knopfes landet die Note in der Cloud, Musescore bestätigt das und gibt einem auch einen Link, um diese im eigenen Profil anzuschauen.

Musescore Handy App zum üben

Nachdem ich die Musescore Songbook App aus dem Appstore heruntergeladen habe und mich mit meinen Accountdaten angemeldet habe, finde ich die Note unter "Meine Partituren".

Dies auswählen und wir sehen die gesuchte Partitur. Hinter den 3 Punkten rechts findet sich der Knopf zum Herunterladen (auf das Handy).

Hat man es heruntergeladen, kann es auf der Webseite gelöscht werden, um wie oben erklärt wieder Platz zu schaffen. Öffnen wir nun die Partitur finden wir die Ansicht erstmal viel zu klein vor.

Dreimal auf die große Note unter dem Vergrößerungsglas getippt verhilft hier zu einer gut lesbaren Ansicht, die das Handydisplay gut ausnutzt. Unter dem Zahnrad geht's zur Temporegelung.

Und unter den Schiebereglern zur Laustärkeeinstellung der einzelnen Stimmen und ggf. der Aktivierung des Metronoms.
Nun können wir die Partitur wiedergeben mit der Playtaste. ggf. wenn man eine Sequenz von Takten als Schleife hören möchte diese mit den Klammern einstellen.

Damit sollte der Einstieg mit Musescore gemacht sein.